Besitz ist out – es wird geteilt oder verzichtet
Leichtes Gepäck
Das Verhältnis zu Luxus hat sich grundlegend verändert. Nach den Weltkriegen war zunächt ein großer Konsumhunger ausgebrochen. Was man bekommen konnte, kaufte man. Was man einmal hatte, gab man nicht mehr her. Güter mit Statussymbol wurden zunehmend wichtig.
In der gesättigten Wohlstandsgesellschaft von heute hat sich dies verändert. Wer mit allem versorgt ist, sehnt sich nach dem Nichts. Viele junge Menschen verzichten demonstrativ auf Luxus. Nichtbesitz ist oft cooler als Besitz. Dies hängt zum einen mit dem zunehmenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit zusammen, zum anderen wird Luxus neu definiert: Zeit zu haben und frei zu sein, steht für viele heute an oberster Stelle. Unnötiger Ballast wird dabei als störend empfunden.
Damit erklärt sich auch die zunehmende Beliebtheit von Sharing-Diensten. Man mietet ein Auto, statt eines zu kaufen. Selbst Werkzeug und Raclette-Öfen können mittlerweile über Sharing-Plattformen im Internet ausgeliehen werden. Zeit für wichtige Dinge und Aufgaben zu schaffen heißt, andere Dinge zu beenden, abzugeben, abzuschließen, zu verlassen, fallen zu lassen, auszusteigen, zu quittieren, aufzugeben – sprich: Ballast abzuwerfen. Wer etwas auf- oder abgibt hat erkannt, dass er etwas ändern muss und hat eine entsprechende Entscheidung getroffen – was nicht immer einfach ist und häufig Mut braucht. Es heißt auch zu lernen, Prioritäten zu setzen.
Und damit setzen wir uns in der diesjährigen Nachtwallfahrt auseinander: Manchmal muss man Ballast abwerfen, um in neue Höhen zu steigen. So können wir uns guter Dinge auf die Einladung aus dem Matthäusevangelium einlassen:
Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht und meine Last ist leicht (Mt 11, 28-30)