Open-Air-Gottesdienst vom 11. Oktober 2020
Herzlich Willkommen beim Open-Air-Telefongottesdienst.
Wir feiern heute gemeinsam Eucharistie, live auf der Marienburg und per Telefon von euch zu Hause aus. Wir werden ca. eine Stunde zusammen feiern.
Ankomm-Meditation
Vertrauen
Glauben heißt Gott vertrauen
Trotz aller Wirklichkeitszweifel.
Vertrauen,
dass Gott das Entscheidende wirkt
und wir nur Handlanger sind.
Vertrauen,
dass Gott in seiner Kirche wirkt
obwohl wir die unsere erhalten wollen.
Vertrauen,
dass Gott in jedem von uns wirkt
und, dass Beziehung mehr wert ist als Strutkur.
Vertrauen,
dass Gott heute wirkt
und nicht nur gestern oder morgen.
Vertrauen dass Gott das Entscheidende wirkt
Und, dass ich teil seiner Wirklichkeit sein darf.
Wolfgang Metz, Veröffentlichungsort nicht bekannt.
Gott-vertrauen: Diedrich Bonhoeffer scheint Gott so sehr vertraut zu haben, dass er in seinem Lied „Von guten Mächten, treu und still umgeben“ eine Strophe eingeführt habt, die heute wenig gesungen wird. In der dritten Strophe spricht er davon, dass er auch das Schwere von Gott annehmen will. Bonhoeffer ist hier soweit, dass es schon weh tut!
Mt 22, 1-14
Evangelium
Wir hören nun das Evangelium, das aus dem 22. Kapitel im Markusevangelium stammt.
Wir wollen euch kurz die Situation schildern, deren Zeugen wir werden. Jesus ist in Jerusalem angekommen. Es ist Karwoche. Wenige Stunden vor dem heuten Evangelium ist Jesus in Jerusalem eingezogen. Hosanna-Rufe und jubelnde Menschen begleiten ihn dabei. Nachdem er in der Stadt ist, geht er zum Tempel und vertreibt dort die Händler und Geldwechsler. Dies führt zu heftigen Diskussionen und Auseinandersetzungen mit den Hohenpriestern, Ältesten und Pharisäern. In diese Auseinandersetzung hören wir jetzt hinein. Wir sind im Tempel, es ist Frühling. Die Sonne scheint, es ist warm und im Tempel ist viel Betrieb.
Erzähler/in
In jener Zeit erzählte Jesus den Hohepriestern und den Ältesten des Volkes das folgende Gleichnis:
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem König,
der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
Er schickte seine Diener, um die eingeladenen Gäste zur Hochzeit rufen zu lassen. Sie aber wollten nicht kommen.
Da schickte er noch einmal Diener und trug ihnen auf:
König
Sagt den Eingeladenen: Siehe, mein Mahl ist fertig, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit.
Kommt zur Hochzeit!
Erzähler/in
Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden, wieder andere fielen über seine Diener her, misshandelten sie und brachten sie um.
Da wurde der König zornig; er schickte sein Heer, ließ die Mörder töten
und ihre Stadt in Schutt und Asche legen.
Dann sagte er zu seinen Dienern:
König
Das Hochzeitsmahl ist vorbereitet, aber die Gäste waren nicht würdig.
Geht also an die Kreuzungen der Straßen und ladet alle, die ihr trefft, zur Hochzeit ein!
Erzähler/in
Die Diener gingen auf die Straßen hinaus und holten alle zusammen, die sie trafen, Böse und Gute, und der Festsaal füllte sich mit Gästen.
Als der König eintrat, um sich die Gäste anzusehen, bemerkte er unter ihnen einen Menschen, der kein Hochzeitsgewand anhatte.
Er sagte zu ihm:
König
Freund, wie bist du hier ohne Hochzeitsgewand hereingekommen?
Erzähler/in
Der aber blieb stumm.
Da befahl der König seinen Dienern:
König
Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.
Denn viele sind gerufen, wenige aber auserwählt.
Erzähler/in
Wort des lebendigen Gottes.
Auslegung
Warum kommen die Gäste nicht? An dieser Frage sind wir in der Vorbereitung hängengeblieben.
Wir haben dabei die Perspektive verändert und uns gefragt, welche Erfahrungen müssen die Gäste mit dem König gemacht haben, dass sie seine Einladung ablehnen.
Und hier geschieht etwas sehr verrücktes und dramatisches: Die Eingeladenen erleben die Einladung nicht als Befreiung, sondern als Bedrohung. Sie fühlen sich vom König bedrängt.
Ihre Reaktion wird ausführlich geschildert und ähnelt einer Eskalationsleiter: Zunächst ignorieren sie die Einladung. Bei der zweiten Aufforderung reagieren einige von den Leuten deutlicher, in dem sie der Einladung etwas anders vorziehen („Sie aber kümmerten sich nicht darum, sondern der eine ging auf seinen Acker, der andere in seinen Laden“ Mt 22,5).
Andere fühlen sich jedoch so sehr in die Enge getrieben, dass sie die Einladung Mundtot machen. Sie greifen zum härtesten Mittel, indem sie die Überbringer der Einladung misshandeln und töten (Mt 22,6). Diese Leute fühlen sich von der Annäherung des Königs sosehr bedrängt, dass sie nur durch das misshandeln und töten ihre Autonomie und Selbsterhaltung schützen können.
Alles sehr verrückt und drastisch, was uns hier begegnen! Und es hat sehr viel mit uns zu tun. Denn hier geht es um unser miteinander mit Gott, um seine Nähe und Zuwendung zu uns. Es geht darum, ob wir uns diesem Gott zuwenden oder ob wir uns von ihm abwenden. Das sind keine einfachen Entscheidungen. Daraus ergeben sich auch Fragen, die unser Verhältnis zu ihm entscheiden. Fragen wie: Ist unser Gott ein Gott ist, dem wir vertrauen können, obwohl unsere liebsten Menschen sterben? Kann er sein Versprechen von einem Leben in Fülle überhaupt halten, wenn gleichzeitig Menschen auf dem Mittelmeer mit ihrer Sehnsucht nach einem guten Leben ertrinken. Das sind alles keine angenehmen Gedanken, doch sie gehören zu uns dazu und wir müssen uns mit ihnen auseinandersetzen.
Wir haben drei Beispielfragen vorbereitet, die wir nun vorlesen und wollen euch unsere Gedanken dazu mitteilen.
Was macht es heute Menschen schwer mit unseren Gott?
Heutzutage gibt es für nahezu alle auftretenden Phänomene und Ereignisse wissenschaftliche fundierte Erklärungen und Beweise.
Gottes Existenz können wir jedoch nicht wissenschaftlich belegen. Diese Existenzfrage macht es für viele Menschen schwer an Gott zu glauben.
Was enttäuscht Menschen so sehr, dass sie die Nähe Gottes nicht mehr ertragen können?
Jeder Mensch und jedes Leben ist individuell. Viele Menschen müssen in ihrem Leben schwere Schicksale, Krankheiten, Armut oder Tod bei Bekanten, Freunden, der eigenen Familie oder sich selbst erleben. Viele Fragen entstehen dann „Warum ich?“, „Was habe ich getan, um so etwas zu verdienen?“ Eine Antwort auf diese Fragen kann einem keiner geben, weder Freunde, noch Ärzte oder andere Menschen. Diese fehlende Schuldzuweisung führt oft dazu, dass man seine Wut und Enttäuschung auf Gott projiziert.
Was enttäuscht Menschen so sehr , dass sie die Nähe Gottes nicht ertragen können?
Durch Schicksalsschläge, wie schwere Krankheit oder Verlust von geliebten Menschen können wir so enttäuscht werden, das wir den Glauben verlieren oder an Gott zweifeln. Auch muss der Glaube gepflegt werden und in Zeiten der Not und unerhörter Gebete ist man ernüchtert und kann die Nähe Gottes nicht ertragen. Es gibt hohe Erwartungen, wie z.B. wieder gesund zu werden oder Kriege und Armut zu verhindern, an Gott und wenn unsere Erfahrungen mit ihm nicht unseren Erwartungen entsprechen ist die Enttäuschung groß.
Ich habe die Erfahrung gemacht das man durch Menschen, die einem in der Not beistehen der Glaube wieder gestärkt und eine Nähe zu Gott aufgebaut werden kann.
Ihr merkt, dass sind auch für uns keine einfachen und angenehmen Fragen, doch sie gehören zu uns und unserer Geschichte mit Gott dazu. Sie sind auch deswegen nicht so angenehm, weil sie mit unserer Lebensgeschichte zu tun haben. Unsere biographischen und gesellschaftlichen Erlebnisse und Erfahrungen sind Teil unserer Gottesgeschichte, die mit den Rückschlägen und Enttäuschungen so umgehen muss, dass darin ein liebender und allmächtiger Gott Platz findet und seine Macht entfaltet.
Eine Geschichte der hl. Theresa von Ávila (1515-1582) beschreibt diese Erfahrung so ehrlich, dass es schon fast weh tut und lässt im letzten die Antwort offen.
Theresa war mit einem Ochsenkarren unterwegs in ein anders Kloster. Sie geriet auf dem Weg in einen heftigen Regen und Sturm. Das vorwärts kommen war sehr schwer, die Kleidung nass, die Ochsen wollten nicht weiter und die große Heilige müde und erschöpft. Da fing Theresa an zu beten: „Gott, es wundert mich nicht, dass du so wenige Freunde hast, wenn du so mit denen umgehst, die dich lieben“.
Fürbitten
Wir wollen die Fürbitten sprechen und uns an Gott wenden.
Wir bitten für alle, die benachteiligt oder verurteilt werden, weil sie anders denken oder glauben.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Wir bitten für alle, die sich dem Ruf Gottes nicht gewachsen fühlen, sich abwenden und entziehen; sei es aus Unsicherheit, aus Gleichgültigkeit oder aus dem Verständnis heraus, die eigenen Geschicke selbst meistern zu müssen.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Wir bitten für Menschen die an ihrem Glauben zweifeln, hilf ihnen dich neu zu entdecken und lass ihren Glauben wieder wachsen.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Wir bitten für alle, die verstehen, dass alle Menschen von Gott eingeladen sind, dass jede und jeder einen Platz an seinem Tisch hat, niemand zu klein für ihn ist und dass niemand ausgegrenzt wird.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Wir bitten für alle, die in ihrem Leben schlechte Erfahrungen mit diesem angeblichen Gott gemacht haben. Diejenigen, die nur vom strafenden Gott, vom rechtenden Gott, vom strengen Herrscher gehört haben, denen Menschen den Zugang und die wirkliche Begegnung mit Gott versperrt haben.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Wir bitten für alle, die uns auf unserem Weg vorausgegangen sind. Dass sie bei Deinem ewigen Festmahl ihren Platz gefunden haben.
Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Vater Unser
Vater Unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit.
Amen.
Schlussgebet
Lasst uns beten:
Du bist da!
Du gibst das Leben.
Du gibst die Freude.
Du gibst die Liebe.
Du gibst die Hoffnung und das Vertrauen,
dass Du auch dann da bist,
wenn wir Dich nicht spüren,
da wir leblos, freudlos, lieblos
hoffnungslos sind.
Immer bist Du da!
Überall Bist du Da!
In allem bist du da!
Amen.
Monika Zollbrecht, gefunden 09.09.2008 auf www.freecall-to-heaven.de
Wochenaufgabe
Hier die neue Wochenaufgabe: „Gott, es wundert mich nicht, dass du so wenige Freunde hast, wenn du so mit denen umgehst, die dich lieben“. Mit dieser Haltung ist die Heilige Theresa von Àvila mit ihren Anfragen an unseren Gott umgegangen. Wir laden euch für die kommende Woche ein, die Fragen die ihr an Gott habt einmal zu sammeln. Habt dabei keine Scheu.
Wenn ihr die Fragen habt, dann versucht damit mit Gott ins Gespräch zu kommen. Stellt Gott eure Fragen, schimpft mit Gott, geht mit ihm ehrlich um, schont ihn nicht. Gott kann es aushalten!
Und vielleicht hilft euch dabei auch noch mal die Heilige Theresa, die bei all ihren Anfragen wusste, dass sie von ihm geleibt wird.
Segen
Bitten wir den Herrn um seinen Segen.
Es segne und begleite uns der Dreifaltige Gott:
Der Vater und der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Wir wünschen euch einen schönen Sonntag und eine gute neue Woche.