Allerheiligen
Telefongottesdienst vom 15. November 2020
Ankomm-Meditation
Wir laden Euch ein, einen Spiegel zur Hand zu nehmen.
Mit dem Spiegel wollen wir uns vor Augen führen, wer wir sind,
was alles in uns steckt, was uns ausmacht, was wir können.
Wir wollen dabei das Lied vom Anfang weiter denken.
Du kannst der erste Ton in einem Liede sein. Fürchte Dich nicht.
Schau mit dem Spiegel in der Hand Deinen Mund an.
Du kannst das erste Wort zu einem Gespräch sein,
das weiter hilft, zusammen führt, klärt und verbindet,
sich einsetzt für die, die keine Stimme haben oder die übertönt werden.
Fürchte Dich nicht.
Auch wenn das Wort noch leise und unverständlich ist: Fürchte Dich nicht.
Schau mit dem Spiegel in der Hand Dein Ohr an.
Du kannst das erste Zuhören sein, wo jemand sich traut, sich zu öffnen,
von sich zu erzählen, Fragen zu stellen, Unsicherheiten anzusprechen.
Fürchte Dich nicht.
Auch wenn das Hinhören noch unaufmerksam ist: Fürchte Dich nicht.
Schau mit dem Spiegel Deine freie Hand an.
Du kannst das erste Zupacken sein, wenn jemand Hilfe sucht
oder tatkräftige Unterstützung oder eine Hand, die hält oder mit anpackt.
Fürchte Dich nicht.
Auch wenn dir der richtige Anpack noch fehlt: Fürchte Dich nicht.
Schau mit dem Spiegel Deine Füße an.
Du kannst den ersten Schritt tun hin zu neuen, weniger ausgetretenen Pfaden,
neue Ideen ausprobieren, andere Pläne entwickeln.
Fürchte Dich nicht.
Auch wenn Deine Schritte noch zaghaft sind: Fürchte Dich nicht.
Der Blick auf Mund, Ohren, Hände, Füße:
Es ist ein Blick auf meine Begabungen.
In diesem Gottesdienst wollen wir sie anschauen
und uns fragen: Wie gehe ich mit meinen Talenten um?
Gebet
Damit es uns gut gelingt, unsere Begabungen und Talente zu sehen,
sie zu fördern, zu teilen und füreinander einzusetzen,
darum wollen wir mit Anton beten:
Lasset uns beten.
Liebender Gott, du hast uns mit allem beschenkt,
was wir sind und was aus uns werden kann.
Unsere Talente und Begabungen hast Du in uns gelegt,
wir dürfen sie immer mehr entdecken
und einsetzen für uns und für andere.
Du freust Dich an allem, was wir können und dazu lernen.
Du bist stolz, wenn wir das gut einsetzen, für uns und für andere.
Hilf uns, mutig und offen zu bleiben für das, was du mit uns vorhast,
heute und in Ewigkeit. Amen.
Evangelium
Wir hören nun das Evangelium mit verteilten Rollen.
Unterbrochen wird es von kurzen deutenden Impulsen.
Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus.
Erzähler
Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging.
Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an.
Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei,
wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab.
Impulsgeberin 1
Wer möchte nicht einen solchen Chef?
Er gibt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen riesigen Vertrauensvorschuss.
Er weiß, was er an seinen Leuten hat. Er traut ihnen ganz schön was zu.
Das Startkapital ist ein Vermögen.
„Macht was draus!“, sagt er. Und er lässt sie machen, schalten und walten,
Ideen entwickeln, kreativ sein, mit dem anvertrauten Vermögen arbeiten.
Ich glaube, er ist selbst gespannt, der Chef, was jetzt passiert.
Es ist und bleibt ja auch sein Vermögen, das er da aufs Spiel setzt.
So wie dieser Chef, sagt Jesus, so ist Gott. So geht Gott mit uns um!
Ein Riesen-Vermögen, ein ganzes Menschenleben vertraut er uns an.
Und mit diesem Vermögen legt er uns Talente in die Wiege.
Impulsgeberin 2
Auch mir? Habe ich Talente? Begabungen?
Habe ich etwas, was ich besonders gut kann und gerne tue...?
Ich glaube, wir alle haben Talente, jede und jeder von uns;
mehr oder weniger ausgeprägt, nicht unbedingt spektakulär.
Wunderkinder und Universalgenies sind eben selten.
Die eine hat fünf, der andere drei, und manche eines;
jede und jeder, was zum eigenen Leben passt.
Wichtig ist, dass wir uns unserer Talente bewusst sind.
Welches sind meine Talente?
Fallen mir fünf oder drei Dinge ein oder eines, was ich besonders gut kann?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer das ist,
von sich selbst zu sagen, was ich richtig gut kann, worauf ich stolz bin,
Nehmen wir also nochmal den Spiegel in die Hand, schauen uns in die Augen
und fragen uns: Welches sind meine Talente?
Hören wir, wie die Geschichte weiter geht:
Erzähler
Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück
und hielt Abrechnung mit ihnen.
Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte:
Diener 1
„Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen.“
Erzähler
Sein Herr sagte zu ihm:
Der Herr
„Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener.
Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen.
Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn!“
Erzähler
Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte:
Diener 2
„Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist;
du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast;
weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.
Sieh her, hier hast du das Deine.“
Erzähler
Sein Herr antwortete und sprach zu ihm:
Der Herr
„Du bist ein schlechter und fauler Diener!
Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe,
und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe.
Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen,
dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten.
Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat!
Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben;
Wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.
Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis!
Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.“
Impulsgeberin 1
Wollte ich auch einen solchen Chef, der mit der Angst seiner Mitarbeiter so umgeht?
Ich weiß doch selbst, wie die Angst mich lähmen und runterziehen kann.
Zugegeben, mich fasziniert, wie es ihn in Rage bringt,
wenn Talente nicht zum Vorschein kommen, wenn Begabungen ungenutzt verkümmern,
wenn Leben ungelebt bleibt.
Ich könnte auch aus der Haut fahren,
wenn Kinder und Jugendliche sich nicht trauen,
weil sie gemobbt und verängstigt werden,
wenn Kinder nicht in die Schule gehen können,
weil es einfach keine gibt,
wenn Mädchen nicht schreiben lernen dürfen,
weil Bildung immer noch Mädchen verwehrt wird,
wenn Menschen in Moria und anderen menschenunwürdigen Flüchtlingslagern
in Hunger und Kälte ihrer Chancen beraubt werden,
wenn Menschen mit all dem, was sie hätten einbringen können, im Mittelmeer ertrinken,
weil Lebensschützer an ihrer Arbeit gehindert werden,
wenn das Leben Ungezählter durch Mord und Krieg ungelebt bleibt.
Das Vermögen, das in jedem Menschen angelegt ist,
die Talente, die sich entfalten wollen,
die Begabungen, in denen so viel Potenzial liegt,
die Schätze, die noch vergraben sind,
sie sind zu kostbar, um nicht gehoben zu werden.
Denn mit ihrer Kraft soll doch das Himmelreich entstehen,
die neue Welt für uns alle, das Reich Gottes.
Es ist zu kostbar, so sagt Jesus von Gott,
um nicht mit Rieseneifer, leidenschaftlich und mit klaren Worten dafür zu kämpfen.
So etwas Großes ist uns anvertraut, ist auch mir in die Hände gelegt.
Bis es ganz zum Durchbruch kommt,
werden meine Angst und mein Vertrauen miteinander ringen und kämpfen.
Impulsgeberin 2
„Weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“
Die Angst ist es, die uns klein hält.
Nelson Mandela kennt diese Angst.
Aber er stellt Ihr das eigene Licht vertrauensvoll entgegen:
„Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, was uns erschreckt.
Wir fragen uns, wer bin ich, mich brillant, großartig, talentiert, phantastisch zu nennen?
Aber wer bist Du, Dich nicht so zu nennen?
Du bist ein Kind Gottes.
Dich selbst klein zu halten, dient nicht der Welt.
Es ist nichts Erleuchtendes daran, sich so klein zu machen,
dass andere um dich herum sich nicht sicher fühlen.
Wir sind alle bestimmt, zu leuchten, wie es die Kinder tun.
Wir sind geboren worden, um den Glanz Gottes, der in uns ist, zu leben.
Und wenn wir unser eigenes Licht erscheinen lassen,
geben wir unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis dasselbe zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,
befreit unsere Gegenwart automatisch andere.“
Gebet
Ich schaue in den Spiegel, werde mit bewusst,
was alles in mir ist an Licht und Leben,
und bete:
Du Gott meines Lebens,
ein ganzes Vermögen vertraust Du mir an,
ein Bündel an Talenten, Begabungen, Fähigkeiten.
Lass Mut und Vertrauen siegen gegen jede Angst und Unterdrückung,
sie einzusetzen, zu entfalten und zu leben. Amen.
Fürbitten
Wir wollen Fürbitte halten
Voller Eifer bist Du der Gott unseres Lebens,
unserer Anlagen und unserer Talente.
Du weißt, was geht und was noch nicht geht,
kennst unsere Angst und unser Vertrauen.
So wollen wir beten:
Für alle, die begabt sind.
Für alle, die mutig ihre Talente einbringen,
gerade jetzt während der Pandemie.
Für alle, die andere mit ihrem Einsatz anstecken.
(V) Du Gott unseres Lebens: (A) Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle, denen es schwer fällt, ihre Talente zu heben.
Für alle, die ängstlich sind und sich nicht trauen.
Für alle, die ermutigen, fördern und stärken.
(V) Du Gott unseres Lebens: (A) Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle, deren Talente unterdrückt werden.
Für alle, deren Begabungen nicht gesehen werden.
Für alle, die sich einsetzen für Chancengleichheit aller.
(V) Du Gott unseres Lebens: (A) Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle, deren Leben mit all seinen Anlagen durch Kriege zerstört wurde.
Für alle, die ihrer Chancen beraubt werden, weil sie in Moria und an vielen Orten
In Hunger und Kälte um ihr Überleben kämpfen.
Für alle, die ihnen ihre Stimme geben, erinnern und sich in ihrem Sinn einsetzen.
(V) Du Gott unseres Lebens: (A) Wir bitten dich, erhöre uns.
Für alle, die sich zu viel zumuten.
Für alle, die darauf vertrauen, dass das Gute sich durchsetzt.
Für alle, deren Leben und Wirken in Gottes Ewigkeit vollendet wird.
(V) Du Gott unseres Lebens: (A) Wir bitten dich, erhöre uns.
Gott aller guten Gaben,
steck uns an mit Deinem Eifer
und bringe zur Entfaltung, was Du gesät hast.
Dein Reich komme und wachse,
heute und immer mehr, bis in Ewigkeit. Amen.
Überleitung
„Dein Reich komme“, so beten wir gleich wieder im Vater unser.
Gottes Reich beginnt schon jetzt, mit den Begabungen,
die Gott in uns hinein gelegt hat,
von Anfang an, schon als wir klein waren.
Lassen wir uns von den Kindern daran erinnern,
was in jedem Menschen steckt, was sich entfalten und entwickeln kann,
damit Gottes Reich immer mehr sichtbar wird in unserer Welt.
Vater Unser
Vater Unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit.
Amen.
Meditation
Am Ende unserer Feier
will ein Gedanke von Christa Peikert-Flaspöhler
noch einmal aufzeigen, wie gut es ist, dass es uns gibt
mit unseren Anlagen und unserer Art:
Wenn’s Dich nicht gäbe
Wenn’s Dich nicht gäbe,
bliebe eine Seite im Buche des Lebens leer
und eine Stimme fehlte im Lied der Schöpfung.
Menschen würden den zärtlichen Klang
ihrer Namen vermissen.
Wenn’s Dich nicht gäbe,
würden Wege vergeblich warten auf Deine Füße,
blieben Herzen unberührt
von der Strömung Deines Vertrauens
und Träume blieben ungeträumt.
Wenn’s Dich nicht gäbe,
wachten Flügel der Phantasie nicht auf,
müssten Schmetterlinge Dein Staunen entbehren,
Menschen Deine Freundschaft
und Augen Dein Gesicht
Selbst die unendliche Liebe würde ärmer sein,
wenn’s Dich nicht gäbe.
nach Christa Peikert-Flaspöhler
Impuls in die neue Woche
„Ich bin berufen, etwas zu tun oder zu sein, wofür kein anderer berufen ist.
Ich habe einen Platz in Gottes Plan, auf Gottes Erde, den kein anderer hat.
Gott kennt mich und ruft mich bei meinem Namen.“
Mit diesem Zuspruch von John Henry Newman kann ich mich fragen:
Wozu bin ich berufen?
Wo liegen meine Talente, vielleicht noch begraben, vielleicht schon auf der Hand?
Was vermag ich mit meinem Vermögen, das mir anvertraut ist?
Schlusssegen
Segne, Herr, unsere Wege,
die, die wir schon zurückgelegt haben,
und die, die noch vor uns liegen.
Segne alle, die uns begleiten.
Segne unsere Begabungen und Talente.
Segne unser Suchen und Finden.
Segne unsere Aufbrüche und unser Ankommen.
Segne uns, damit wir auf unseren Wegen
einander zum Segen werden.
So segne und begleite uns der lebendige Gott:
Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Gehet hin in Frieden.
Einen schönen Sonntag, eine gute, eine gesunde neue Wochen allen!