Eucharistiefeier
Telefongottesdienst vom 17. Mai 2020
Telefongottesdienst 17. Mai Klangschale
zum Evangelium
Hinführung
Gleich werden wir das Sonntagsevangelium hören. Wie in den vergangenen Wochen haben wir den Eindruck: Es passt für uns als Vorbereitungsgruppe genau in unsere Situation! Denn wir begegnen heute Jesus als Krisenmanager, weil er selbst und seine Jünger in der Krise sind. Jesus spricht nämlich vom Abschied von seinen Jüngerinnen und Jüngern und von dieser Welt, er spricht davon, dass er sterben wird. Es geht um Leben und Tod. Und es geht darum, wie die Jünger mit dieser Krise umgehen und zurechtkommen können.
nach Johannes
Evangelium
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn,
weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet.
An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.
Gedanken zum Evangelium
„Was ist das Gebot der Stunde?“ Aktuell ist das eine brennende Frage. Denn es geht darum zu überlegen, was in der augenblicklichen Situation zu tun ist, was weiter hilft, was genau jetzt notwendig ist. Besonders in Krisenzeiten fragen wir nach dem, was jetzt „geboten“ ist. Wie ging Jesus damals mit der Krise um? Drei Formen seines Krisenmanagements sind uns aufgefallen:
„Nur noch kurze Zeit bin ich bei Euch“, sagt Jesus. Er benennt die Situation, er geht mit ihr um, er thematisiert sie mit seinen Leuten, er verdrängt sie nicht, schönt sie nicht und weicht ihr nicht aus. Da hat Jesus einigen großen Politikern einiges voraus, wenn sie die Realitäten nicht sehen wollen. Kopf in den Sand, eine große Mauer um das eigene Land oder das eigene Hirn, und schon ist nichts mehr zu sehen von Corona, Klimaerwärmung, überfüllten Flüchtlingslagern. „Mir hilft es, nach den Nachrichten mit meinen Eltern darüber zu sprechen“, schreibt ein Firmling auf die Frage, wie er gut durch die aktuelle Krise kommt. Das ist Krisenmanagement im Sinne Jesu.
Ein weiterer Punkt im Krisenmanagement Jesu: Er macht Mut! Er wagt einen Blick auf die Situation nach der Krise. Er sagt: „Ich lebe und auch ihr werdet leben.“ Für mich ist das eine wichtige Antwort auf die Frage: „Was ist das Gebot der Stunde?“ Es ist uns als Jüngerinnen und Jünger Jesu geboten, Mut zu machen und vom Leben zu erzählen ohne Schönfärberei und Vertröstung. Jesus weiß um die Erfahrung vieler, die krank waren und gesund geworden sind. Jesus hat Worte und Gesten gefunden, die Trauernde, die wie tot waren, zurück ins Leben geführt haben: Und auch Ihr werdet leben. Wie viele Regenbogen wurden gemalt gegen die Flut des Todes? Wie viele Kinder und Erwachsene haben an den Kartagen Trost und Hoffnung, Ostern, Auferstehung und Leben herbeigeklappert von Balkonen und Fenstersimsen? Wie viel Trostbotschaften, gesungen, musiziert und geschrieben, bahnen sich Wege in den sozialen Netzwerken gegen die Untröstlichkeit von Abstand und Trennung? „Wir werden uns wiedersehen“, das ist die Hoffnung, die uns durch die Krise hilft, den Jüngerkreis damals und uns heute.
Ein drittes „Gebot der Stunde der Krise“ ist es für Jesus, seine Jüngerinnen und Jünger zusammenzuschweißen, denn das meint ja, seine Gebote zu halten: Liebt einander. Während das Corona-Virus weltweit eine Spur der Verwüstung und Verwundung hinterlässt, ist die Liebe das Band, das alles weltumspannend zusammen hält. Oder sollte ich sagen: Zusammen halten soll? Jesu Gebot jedenfalls fordert auf, diese Liebe hinauszubringen in alle Welt und nicht vor Grenzen halt zu machen und etwa Flüchtende auszuschließen, erst recht nicht in Krisenzeiten!
Aus dieser Krise kommen wir nur gemeinsam heraus. Viele Ärzte etwa, die derzeit ihre Erkenntnisse weltweit austauschen, zeigen uns genau das als notwendig, als Gebot der Stunde. Mitten hinein in die Krise der Jüngerinnen und Jünger zeigt Jesus auf, mit wem sie unterwegs sind: Sie haben sich. Und das ist nicht wenig! Er spricht sie als Gruppe, als Gemeinschaft an in seiner Abschiedsrede. Wen haben wir an unserer Seite? Mit wem will Jesus uns noch enger zusammenschweißen? Und, auch typisch Jesus, er zählt sich selbst zu denen, mit denen seine Leute, mit denen wir Krisen bestehen und mutig durchs Leben gehen können. Sein Geist, sein Wirken, sein Mitsein ist mit uns, ja in uns! Und wenn wir keinen an unserer Seite wüssten: „Gott und ich, wir zusammen sind immer die Mehrheit!“, sagt Teresa von Ávila. Das ist wirklich eine ziemlich „große Koalition“, die uns Jesus da vor unser inneres Auge stellt und die ihm auch selbst hilft, durch die Krise zu kommen.
„Was ist das Gebot der Stunde?“ Viele Fragen stellen sich in der aktuellen Situation, etwa in welcher Geschwindigkeit wir wieder welches Maß an Normalität haben können und wie gleichzeitig das Leben geschützt wird, körperlich, geistig, seelisch, sozial, wirtschaftlich. Mir gefällt die Redewendung vom „Gebot der Stunde“, weil es deutlich macht, dass sich Lösungen entwickeln können auf die Situation hin. Und mir hilft, wie Jesus solche Krisenfragen an sich heranlässt und damit umgeht: Die Situation ernst zu nehmen, uns gegenseitig Mut zu machen zum Leben, die große Koalition an Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern an unserer Seite zu sehen, das ist der Drei-Punkte-Plan im Krisenmanagement Jesu. Dieses Krisenmodell ist erprobt, durch Ostern, von Jesus selbst. Ob es auch uns durch unsere Krisen führen kann? Einen Versuch ist es wert! Amen.
Fürbitten
Gott unseres Lebens, wenn wir auch nicht den ganzen Weg sehen, so vertrauen wir darauf, dass Du ihn kennst und mitgehst. Darum bitten wir Dich:
Für alle, die Angst haben vor der Nacht, die wachliegen, weil sie sich sorgen.
Für alle, die Hoffnung machen auf einen neuen Morgen.
Fürbittruf: Zeige uns den Weg
Für alle, denen nach einer Krise wieder erste Schritte gelingen.
Für alle, die anderen helfen, wieder Licht auf dem Weg zu erkennen.
Fürbittruf: Zeige uns den Weg
Für alle, die eine Entscheidung treffen müssen.
Für alle, die in einer Lebenskrise stecken.
Fürbittruf: Zeige uns den Weg
Für alle, die Trauernde trösten.
Für alle, die Sterbende begleiten.
Fürbittruf: Zeige uns den Weg
Ja, guter Gott, zeige uns den Weg, der zum Ziel uns bringt, heute und in Ewigkeit. Amen.
zur Kommunion
Meditation
Ein kleiner Bissen Brot, gewonnen aus vielen Körnern.
Es ist für mich ein Bild von Gemeinschaft:
Mit vielen sind wir hier zusammen, an vielen Orten.
Wir sind nicht allein.
Ein kleiner Bissen Brot versorgt mich mit dem, was ich brauche.
Es ist für mich ein Bild, wie Gott in mir wirkt.
Brot gibt er mir, Stärke und Kraft.
Wir sind nicht allein.
Ein kleiner Bissen Brot erzählt von einer großen Tischgemeinschaft.
Es ist für mich ein Bild, wie es sein soll, wie es werden wird.
Alle an einem Tisch, Brot wird geteilt und Leben.
Wir sind nicht allein.
Schlussgebet
Jesus Christus, unser Wegbegleiter,
Du kennst unsere Sorgen, Ängste und Nöte.
Und du hilfst uns, damit umzugehen:
Denn Du hörst uns und nimmst uns ernst.
Du lenkst unseren Blick auf Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter.
Und: Du sendest uns Deinen Geist.
So können wir gut gerüstet in die neue Woche gehen
mit all ihren Herausforderungen, Wagnissen und Unsicherheiten.
Denn Du bist bei uns, heute, morgen und in Ewigkeit. Amen.
Wochenaufgabe
Wir wollen euch eine neue Wochenaufgabe mitgeben. Wir möchten mit dem Krisenmanager Jesus euren Blick darauf lenken, was Euch hilft, mit Einschnitten in Eurem Leben umzugehen, mit Krisen zurecht zu kommen oder die aktuelle Situation so gut es geht zu meistern. Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr uns Eure Erfahrungen, Eure Tipps zuschicken. Oder Ihr könnt Euch selbst anregen lassen und Euch ein Video anschauen, in dem Jugendliche dazu befragt wurden.