Telefongottesdienst vom 21. Februar 2021
Herzlich Willkommen beim Telefongottesdienst.
Wir feiern heute gemeinsam Eucharistie per Telefon von euch zu Hause aus. Wir werden ca. eine Stunde zusammen feiern.

Genug
Ankomm-Meditation
Einst kam ein Mensch zu einem Mönch und bat: „Ich möchte Gott finden und weiß nicht wie.“ Da antwortete der Mönch: „Das ist nicht schwer. Liebst du Gott?“ Der Mensch schüttelte den Kopf: „Gott lieben ..... das kann ich eigentlich nicht behaupten.“ Der Mönch fragte freundlich: „Gut, wenn Du Gott nicht liebst, hast Du denn die Sehnsucht, ihn zu lieben?“
Wieder überlegte der Mensch eine Weile und erklärte dann: „Manchmal spüre ich die Sehnsucht, aber meistens habe ich so viel zu tun, dass diese Sehnsucht im Alltag untergeht.“ Der Mönch ließ nicht locker: „Wenn Du die Sehnsucht, Gott zu lieben, nicht so deutlich spürst, hast du dann Sehnsucht, diese Sehnsucht zu haben, Gott zu lieben?“ Da hellte sich das Gesicht des Menschen auf und er sagte: „Genau das habe ich.“ Da strahlte der Mönch: „Das genügt. Du bist auf dem Weg.
Mk 1, 12-15
Evangelium
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus:
Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste. Jesus blieb vierzig Tage in der Wüste und wurde vom Satan in Versuchung geführt. Er lebte bei den wilden Tieren und die Engel dienten ihm.
Nachdem Johannes ausgeliefert worden war, ging Jesus nach Galiläa; er verkündete das Evangelium Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Auslegung
Miteinander wachsen, dem Himmel entgegen, miteinander gehen auf neuen Wegen – so haben wir gerade gesungen. In der Vorbereitung zum Gottesdienst haben wir uns gefragt, auf welche neuen Wege uns die Fastenzeit in diesem Jahr führen könnte. Wir haben uns dabei anregen lassen vom Bild der Wüste, in die Jesus vom Geist getrieben wird und uns überlegt, was solche Wüstenzeiten für uns heute bedeuten könnten.
Statement 1
Im Evangelium wird die Wüste nicht genauer beschrieben. Mir fällt aber in dieser knappen Schilderung der Verweis auf die wilden Tiere und dienenden Engel auf, mit denen Jesus lebt. Die wilden Tiere, - vielleicht ein Bild für die Schöpfung in die wir hineingestellt sind? Die dienenden Engel, - vielleicht ein Bild für Gottes umfangende Liebe? Die Botschaft also: Du bist Teil der Schöpfung und geliebtes Kind zugleich! Egal wo und wie, sogar in der scheinbar lebensfeindlichen Wüste! Das hört sich gut an.
Doch was fange ich ganz persönlich nun mit diesem Bild der Wüste an, am Beginn der Fastenzeit? Wie wäre es, diese Zeit als Chance zu nutzen, etwas wegzulassen, was diese in der Wüste so klar vernehmbare Botschaft, in meinem Alltag verstellt und überdeckt? „Auf neuen Wegen gehen“ – in die Wüste gehen und den Blick auf mich selbst wagen. Wenn nichts mich ablenkt, nehme ich mich selbst wahr, bin mit mir konfrontiert. Geschäftigkeit und Aktionismus treten zurück, vielleicht kommen Verletzlichkeit und Ängste zum Vorschein, Fragen und Ratlosigkeit, die mich im Alltag treiben. Was suche ich? Was brauche ich? Was fehlt mir? Was lähmt mich? Was ist wichtig? Ich trete in der Wüstenzeit heraus aus Gewohnheiten und Zwängen, die nicht nur andere mir, sondern auch ich selbst mir auferlege. Und ...... sehe mich neu!
Zurückgeworfen auf mich selbst beginne ich zu ahnen oder erinnere mich wieder, was auch mir von Gott zugesagt ist: Du bist Teil der Schöpfung und geliebtes Kind zugleich. In der scheinbar kargen Wüstenerfahrung tritt diese Gewissheit, unverstellt und klar in den Vordergrund. Das Erleben und Erspüren von Gottes Zusage an mich als Geschenk der Wüstenerfahrung. Die Fastenzeit als Einladung, mich wandeln zu lassen. Wie schön! Ich könnte es versuchen!
Statement 2
Die Wüste ist ein Bild für einen Ort, der nicht vom Menschen beeinflusst ist, einen Ort, an dem Gottes Schöpfung in einer besonderen Reinheit zu erfahren ist. Hier steht nur zur Verfügung was wir selber mitbringen, sei es Wasser und Nahrung für unsere Körper oder unsere eigenen Gedanken und Wünsche, unsere eigenen Ängste und Dämonen. In der glühenden Sonne des Tages und der Kälte eines wolkenlosen Himmels in der Nacht wird alles, was wir mitgebracht haben, einer unerbittlichen Prüfung unterzogen.
Aber die Wüste bietet auch Weite, nicht verstellt durch Mauern, Zäune und gesellschaftliche Zwänge, in der wir alles ausbreiten können. Wenn all unsere Gedanken offen vor uns liegen, dann können wir sie von allen Seiten betrachten, neue Blickwinkel entdecken, Wichtiges von Nebensächlichem trennen und neue Pläne schmieden. Diese Weite sucht Jesus auf, nachdem der Geist in der Taufe auf ihn herabgekommen war, um sich in der neuen Situation zurechtzufinden. In der Zwiesprache mit Gott, entgegen aller Bemühungen Satans, ihn zu versuchen, findet er seinen Weg. Er verlässt nach 40 Tagen die Wüste, gestärkt im Geist und bestärkt in seinem Entschluss, in Galiläa zu predigen.
„Auf neuen Wegen gehen“ - die Fastenzeit erinnert uns jährlich daran, ab und an aus der Enge des Gewohnten die Weite des Ungewohnten aufzusuchen und unsere Überzeugungen auf den Prüfstand zu stellen.
Statement 3
40 Tage in der kargen Wüstenlandschaft. Das klingt wenig einladend. Lebensfeindlich, mit wenig Nahrung und nur dürftiger Versorgung mit Wasser. Dazu extreme Hitze und die Kälte. Eine wahre Zumutung.
Auch heute stehen Menschen immer wieder vor solchen Zumutungen. Oft nicht frei gewählt. Persönliche Krisen oder gesellschaftliche Krisen, welche einzelne Menschen hart treffen, aktuell die Corona-Pandemie, die uns alle in eine mehr oder weniger heftige Krise gestürzt hat.
„Auf neuen Wegen gehen“ – das ist in diesen Fällen keine freie Entscheidung sondern ein Muss. So meinte eine Kollegin neulich zu mir: Verzicht hatten wir im letzten Jahr wahrlich genug. Und jetzt soll ich auch noch fasten? Nein, das kann es in diesem Jahr in der Fastenzeit nicht sein! Aber Fastenzeit kann ja nicht heißen, sich noch eine zusätzliche Belastung aufzuerlegen, wenn der Alltag schon belastend genug ist. Fasten soll uns doch – ganz im Gegenteil – befreien und stärken.
Vielleicht kann Fasten in dieser Zeit dann heißen, die aktuellen Einschränkungen bewusst anzunehmen, nachsichtig sein mit sich selbst, mit dem Partner, mit allem, was im Moment unperfekt und unerledigt bleiben muss – oder indem die Eltern auch noch zum hundertsten Mal Geduld aufbringen für die Kindern im homeschooling. Vielleicht kann Fasten in dieser Zeit bedeuten, sich selbst so gut es geht, etwas Gutes zu tun. Oder sich dem Anderen zuzuwenden und zu helfen, wenn ich selbst die Ressourcen dazu noch habe.
Und ja, vielleicht kann Fasten in diesem Jahr für manche auch heißen, auszuhalten, durchzuhalten. Und dabei vielleicht die widrigen Umstände immer wieder Gott hinzuhalten, in Klage und Bitte alles Schwere, alle Ängste, alle Wut und Ungeduld bewusst vor Gott abzuladen.
Auf neuen Wegen gehen – neu in Beziehung treten mit sich selbst, mit Gott und mit meinen Mitmenschen, mit der Welt. Dazu kann die Fastenzeit anregen. Nicht um sich selbst zu belasten, sondern um zu wachsen, dem Himmel entgegen, dem Reich Gottes entgegen. Damit Jesu Verkündigung für uns selbst und für alle Menschen spürbar und wirklich wird: Das Reich Gottes ist schon ganz nah!
Fürbitten
Wir wollen Fürbitte halten:
Guter Gott, Du hast Deinem Sohn die Wüstenerfahrung zugemutet. Von den Facetten dieses Ortes haben wir heute gehört. Herausforderung in scheinbar lebensfeindlicher Umgebung und zugleich Ort, an dem die Zentrierung auf das Wesentliche, in dem Gottesbegegnung möglich wird. Auch unser Leben steht unter diesem Spannungsbogen. Und so bitten wir Dich zu Beginn dieser Fastenzeit:
Für alle Menschen, die sich bewusst auf den Weg durch die Fastenzeit machen, die Wüste suchen, um zu sich selbst zu finden. Um Stille, um Raum, um Begegnung mit Dir.
Für alle, die Raum in ihrem Leben schaffen wollen. Dass sie die richtigen Entscheidungen treffen und leichten Schrittes voranschreiten können. Für alle, die ihre Last nicht abwerfen können oder wollen.
Für alle Menschen, die die unbarmherzigen Härten der Wüste zu spüren bekommen, Mangel leiden, Durststrecken überwinden müssen, sich abgeschnitten fühlen vom Leben.
Für alle, die sich ehrenamtlich, in Vereinen, in Politik oder Kirchen für andere Menschen einsetzen und unermüdlich versuchen, unmenschliche Lebensbedingungen zu verbessern.
Für alle, die in der Wüste verzweifelt nach dir suchen, Gott, die kaum mehr glauben können, dass du ihnen nahe bist. Für uns alle, in den Momenten, in denen Zweifel und Ängste stärker sind als Vertrauen und Hoffnung.
Guter Gott, unsere Bitten haben wir vor Dich gebracht. Und viele weitere tragen wir unausgesprochen in unseren Herzen. Höre unser Gebet und wandle uns mit Deiner Liebe. Darum bitten wir heute und alle Tage unseres Lebens. Amen
Vater Unser
„Dein Wille geschehe“, so beten wir gleich im Vater Unser.
Gottes Wille geschieht dann, wenn alles gut wird und heil und ganz.
Ein schönes Bild, das uns das „Vater unser“ da malt:
Es gibt täglich Brot, es gibt Versöhnung statt Schuldigern,
am Ende siegt das Gute über das Böse.
Lassen wir uns diese Hoffnung neu uns Herz pflanzen
von unseren Kindern, für die und mit denen wir glauben:
Alles wird gut: Dein Reich komme:
Vater Unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit.
Amen.
Schlussgebet
Guter Gott
Wir haben in diesem Gottesdienst die Wüste kennen gelernt als Ort des Rückzugs und der Besinnung, als Ort der Herausforderung und der Vorbereitung auf neue Aufgaben, denen wir uns stellen müssen. Schenke uns Einsicht, dass wir die Wege erkennen, die wir gehen müssen und begleite und führe uns durch diese Zeit, damit auch wir am Ende mit dir Auferstehung feiern können.
Amen
Segen
Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter.
Sei mit diesem Weitblick gesegnet.
Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer.
Sei mit dieser Liebe gesegnet.
Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.
Sei gesegnet mit diesem Licht.
Aus seinem Weitblick, aus der Tiefe seines Herzens, mit dem Licht seiner Liebe segne uns der dreifaltige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist, Amen.