Telefongottesdienst vom 31. Januar 2021
Herzlich Willkommen beim Telefongottesdienst.
Wir feiern heute gemeinsam einen Wortgottesdienst per Telefon von euch zu Hause aus. Wir werden ca. eine Stunde zusammen feiern.

Ankomm-Meditation
Ein jüdischer Weiser fragte seine Schüler: Wie kann man den Augenblick bestimmen, wo die Nacht zu Ende ist und der Tag anbricht?
Der erste Schüler fragt: Ist es, wenn man in der Ferne einen Feigenbaum von einer Palme unterscheiden kann?
Der Rabbi antwortet: Nein, das ist es nicht.
Der zweite Schüler meint: Wenn man ein Schaf von einer Ziege unterscheiden kann, dann wechselt die Nacht zum Tag. – Auch das ist es nicht, ist die Antwort des Weisen.
Aber wann ist denn der Augenblick gekommen?, fragen die Schüler.
Der Rabbi antwortet: Wenn du das Gesicht eines Menschen schaust und darin den Bruder oder die Schwester erkennst, dann ist die Nacht zu Ende, dann bricht der Tag an.
(Chassidische Geschichte)
Evangelium
Wir wollen nun das Evangelium des heutigen Sonntags hören. Aus dem Evangelium nach Markus.
Erzähler/in
In Kafárnaum ging Jesus am Sabbat in die Synagoge und lehrte.
Und die Menschen waren voll Staunen über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, nicht nie die Schriftgelehrten.
In ihrer Synagoge war ein Mensch, der von einem unreinen Geist besessen war. Der begann zu schreien:
unreiner Mensch
Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes.
Erzähler/in
Da drohte ihm Jesus:
Jesus
Schweig und verlass ihn!
Erzähler/in
Der unreine Geist zerrte den Mann hin und her und verließ ihn mit lautem Geschrei. Da erschraken alle und einer fragte den anderen:
andere Menschen
Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht: Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Befehl.
Erzähler/in
Und sein Ruf verbreitete sich rasch im ganzen Gebiet von Galiläa.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus.
Auslegung
Mit dem heutigen Evangelium stehen wir am Anfang der Wirkzeit Jesu in Galiäa. Er nimmt uns dabei mit in eine für ihn typische Begebenheit. Er geht in die Synagoge, um dort zu beten und zu lehren. Dabei hören ihm einige zu und alle sind über seine Botschaft über das angebrochen Reich Gottes mitten unter ihnen erstaunt. Einige positiv, aber es gibt auch negativ Reaktionen.
Da ist ein Mensch, der von einem unreinen Geist geplagt wird und dieser stellt Jesu Autorität in Frage, in dem er in den Raum stellt: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stürzen? Eine völlig verkehrte Anschauung dessen, was die eigentliche Botschaft Jesu ist. Jesus ist in unsere Welt gekommen, um die Menschen von den Frohen Botschaft zu erzählen und zur Umkehr zu bewegen. Denn Gott hat mit dem Volk Israel einen Bund geschlossen und diesem Volk ein Gesetz gegeben. Solange sich das Volk an die Gesetze gehalten hat, hatte es auch die Liebe Gottes. Jedoch beging Israel immer wieder Bundesbruch, sodass die großen Propheten wie Jesaja und Jeremia dies kritisierten und das Heil neu verkündeten. Und siehe, an Weihnachten kam das Wort Gottes in Menschengestalt zu uns und will dieses neue Heil wirken lassen.
Was hat die alttestamentliche Verheißung mit unserem heutigen Evangelium zu tun? Nun ja, der vom unreinen Geist geplagte Mensch sagt noch etwas entscheidendes, was die meisten der Anwesenden zu diesem Zeitpunkt nicht wissen und erahnen. Er sagt weiter: Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes. Jesus weiß um seinen Auftrag, jedoch lässt er den Anwesenden nicht die Chance dieses zu erkennen, den er befiehlt dem unreinen Geist zu schweigen und den Menschen zu verlassen. Mit dieser Dämonenaustreibung staunen die Menschen erneut und stellen fest, dass sogar die unreinen Geister Jesu Befehl gehorchen.
Doch warum lässt Jesus nicht direkt zu, dass die Menschen erkennen wer er wirklich ist? Würde man jetzt direkt erkennen, was der Auftrag Jesu ist, so könnte man das Evangelium an dieser Stelle schließen. Wir bräuchten dann keine Karwoche, kein Ostern und auch kein Pfingsten, denn wir würden direkt erkennen, was es heißt, dass Jesus der Heilige Gottes ist und unser Glaubensfundament wäre damit schlichtweg hinfällig. Gott möchte in unserer Zeit wirken. Er ist immer zugegen. Mal sichtbarer, mal unsichtbarer. Die meisten Zeichen und Wunder hat er durch Jesus Christus vollbracht und hat im Höhepunkt seines Wirkens - sowohl als Gott Vater, als auch als Gott Sohn - im Tod am Karfreitag und in der Auferstehung an Ostern dies bestätigt. Jesus ist der Heilige Gottes - von Anfang an. Nicht ab einem bestimmten Zeitpunkt, nicht seit der Hochzeit in Kanaa, nicht als 12-jähriger in der Synagoge und auch nicht bei der Geburt. Sondern er war es schon immer, ist es immer noch und wird es immer.
Was heißt das denn nun für uns in unserer Zeit? Wenn wir diesem Gott, der uns Vater, Sohn und Geist ist, vertrauen, seinem Wort hören und seiner Liebe folgen, können wir erkennen, dass wir alle Heilige Gottes sind. Nicht in derselben Form, wie Jesus, die Apostel oder all die Heiligen, die bereits am ewigen Festmahl teilnehmen, sondern in einer Form, wie wir die uns anvertraute Welt besser machen können. Gerade in der aktuellen Lage mit der Corona-Pandemie. Viele unserer Mitmenschen sind im Home-Office, können keiner Freizeit-Aktivität nachgehen und haben kaum Kontakte. Sie sind daher viel zu Hause in ihren eigenen vier Wänden und vereinsamen. Daher ist es wichtig, diesen Menschen ein Heiliger zu sein. Selbst wenn es auch nur durch ein kleines Telefonat oder durch Nachbarschaftsgespräche über die Fenster ist. Diese sind sehr dankbar für solche kleine Aufmerksamkeiten. Daher sollte ein jeder von uns sich die Frage stellen: Wer bin ich für Gott und für meine Mitmenschen?
Das heutige Evangelium möchte uns die Augen öffnen. Dafür was um uns herum passiert in der Umwelt, aber auch bei unseren Mitmenschen. So können wir die Wunder und Taten nicht nur vergangener Zeit, sondern auch in unserer Gegenwart im Hier und Jetzt sehen und so Gottes Liebe zu uns bekennen, weitergeben und sein Wort der Liebe verkünden.
Amen.
Fürbitten
Guter Gott, Dein Wirken in dieser Welt, in unseren ganz persönlichen Alltag hinein. Darauf hoffen wir. Voller Vertrauen tragen wir unsere Bitten vor Dich:
Für alle Menschen, die ratlos und auf der Suche sind.
Um das Staunen und Berührt Sein – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Für alle Menschen in Konflikten, Krisen und scheinbar ausweglosen Situationen.
Um das Staunen und Berührt Sein – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Für alle Menschen ohne Zuhause, auf der Flucht an den Grenzen Europas, ohne Dach über dem Kopf in den großen Städten oder ohne einen Ort, an dem sie sich geborgen fühlen.
Um das Staunen und Berührt Sein – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Für alle Menschen, die sich selbstlos für andere einsetzen, bei der Begleitung von Kranken, bei der Versorgung von Hilfsbedürftigen, bei der Aufnahme von Flüchtlingen.
Um das Staunen und Berührt Sein – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Für alle Menschen, die sich engagieren, bei Demonstrationen gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung, bei Aktionen zum Schutz des Klimas.
Um das Staunen und Berührt Sein – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Für alle Menschen auf der letzten Etappe ihres Lebensweges und für die, die uns schon vorausgegangen sind.
Um das Staunen und Berührt Sein in Deiner ewigen Herrlichkeit – Guter Gott, wir bitten dich erhöre uns.
Guter Gott, nimm diese und auch alle Bitten, die wir unausgesprochen in unseren Herzen tragen an und lass uns Dich staunend erkennen.
Vater Unser
Vater Unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit,
in Ewigkeit.
Amen.
Meditation
Meine Mutter sagt: Du bist zu klein.
Der Lehrer meint: Du bist schwer von Begriff.
Der Pfarrer schimpft: Du bist verdorben.
Meine Kameraden lachen: Du hast verloren.
Der Berufsberater weiß: Du bist nicht geeignet.
Der Meister bestimmt: Der andere ist besser.
Der Leutnant brüllt: Du hast keine Haltung.
Gott sagt: Du bist mir ähnlich.
Gott sei Dank!
(aus: "Auf der Suche nach Gott – Das neue Jugendgebetbuch", Guido Erbrich, St. Benno-Verlag)
Schlussgebet
Abba – Vater,
ein jeden von uns hast du mit unseren Namen in deine Hand geschrieben.
Du weißt um uns und kennst unsere Wege.
Lass uns jeden Tag neu wissen,
dass du uns auf unseren irdischen Weg begleitest,
damit wir dein Wort der Liebe verkünden.
Darum bitten wir dich in der Einheit mit dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Amen.
Wochenimpuls
Der Telefongottesdienst heute war mit „Ich weiß, wer du bist!“ überschrieben. Wir haben gehört, wie ein unreiner Geist bereits um Jesu Auftrag wusste und die anderen dies verkanten.
Lasst uns für die kommende Woche die Augen offen halten, wenn wir Menschen begegnen, ob und was wir über diesen wissen. Versuchen wir auch in unserer direkten Nachbarschaft mit offenen Augen, Ohren und Herzen zu bewegen, um denen die in Einsamkeit sind, trotz der Pandemie, etwas Gemeinschaft zu geben.